Petra Holzapfel Franzoesische Spezialitaeten Culinaria Koenemann
Wer im Herbst das Baskenland besucht und durch das Dorf Espelette -
auf halbem Weg zwischen Saint-Jean-de-Luz und Saint-Jean-Pied-de-
Port - faehrt, wird von einem ungewohnten Anblick ueberrascht. Lange
Schnuere mit feuerroten, kleinen und spitzen Pfefferschoten haengen
auf den Suedseiten der Haeuser zum Trocknen. Diese dekorative Zier
wird nach zwei Monaten eingezogen, im Ofen nachgetrocknet und
gemahlen. So entsteht besagter Piment, der einzige einheimische
Pfeffer Frankreichs. Milder als Cayenne, aber sehr parfuemiert,
wuerzt er eine ganze Reihe von baskischen Spezialitaeten, wird vor
allem aber gerne zu Fisch gegeben, um dessen Gaschmack hervorzuheben.
Botanisch gehoert er zu der grossen Familie des Capsicum anuum,
stellt aber eine ganz eigene Sorte dar. Wie alle Paprikasorten
braucht er guten Boden und viel Waerme, um die zuerst gruenen, dann
sich aber roetenden schmalen Schoten zu bilden, die etwa 9 cm lang
werden. Zwar finden sich ab dem 17. Jahrhundert Hinweise, dass man
auch im Pays Basque diese urspruenglich mittel- und
suedamerikanische Pflanze kennt, anbaut und nutzt, aber ihre
eigentliche Geschichte ist unbekannt. Fest steht jedoch, dass die
Einwohner von Espelette und seinen Nachbardoerfern sie kultivieren
und ihre Gerichte mit rotem Pfeffer angenehm pikant machen, solange
sie zurueckdenken koennen.
Inzwischen moechten die Bauern der Region eine eigene Appelation
d'Origine Controlee fuer die mildscharfe Wuerze, von der jaehrlich
immerhin an die 175 t geerntet werden.