Die Rotbuche ist ein grosser Baum mit einer hellgrauen und selbst bei
aelteren Exemplaren glatten Rinde. Aus den braunen, spindelfoermigen
Knospen entfalten sich hellgruene, ovale Blaetter, die mit feinen
Haerchen bewimpert sind, die besonders gut auf den jungen Blaettern
erkennbar sind. Die entwickelten Blaetter fuehlen sich wie weiches
Plastik an. Die maennlichen Blueten bilden kugelfoermige Kaetzchen,
die weiblichen Blueten bringen holzige, dreikantige Fruchte
(Bucheckern) mit einer glaenzenden, braunen Schale hervor. Je 2
Eckern befinden sich in einer holzartigen, mit weichen, struppigen
Stacheln bedeckten Schale, die sich bei voller Reife vierteilig
oeffnet. Die Rotbuche traegt erst nach ungefaehr 60 Jahren Fruechte.
Die Rotbuche liebt feuchte Boeden und ein kuehles Klima.
Junge Blaetter: April bis Mai
Samen (Eckern): September bis Oktober
Fagus leitet sich vom griechischen Wort phegos ab, mit dem Eichen, die
weiche, essbare Eicheln trugen, bezeichnet wurden. Das griechische
Wort phagein bedeutet "essen". Der Zusatz silvatica bedeutet hier
vollkommen zu Recht "aus den Waeldern".
Die jungen Blaetter sind - solange sie noch durchscheinend sind -
sehr zart und schmecken angenehm saeuerlich. Sie ergeben eine
ausgezeichnete Grundlage fuer Salate, und man kann sie in grossen
Mengen sammeln, allerdings nur waehrend kurzer Zeit, denn sie werden
sehr schnell hart.
Die Rotbuche produziert ungefaehr alle 2 Jahre*, manchmal auch
oefter, eine grosse Menge Eckern. Man kann sie, sobald sie
herunterfallen, unter den Baeumen aufsammeln; in besonders
ertragreichen Jahren findet man sie auch noch im darauffolgenden
Fruehjahr. Die Bucheckern schmecken roh, besonders aber leicht
geroestet, ausgezeichnet. Sie haben einen leichten Anklang an Mandeln
und lassen sich auch wie diese oder wie Pinienkerne verwenden. Man
kann sie ganz mit gedaempftem Gemuese oder gehackt zu Salaten
servieren. Aus gemahlenen Eckern laesst sich auch eine "wilde"
Pestosauce bereiten. Gesalzen kann man Eckern gut zum Aperitif
reichen, aber auch aussergewoehnliche Pralinen oder delikate
Karamelbonbons lassen sich aus ihnen herstellen, indem man sie in
Zucker karamelisiert. Frueher stellte man aus geroesteten Bucheckern
Kaffee-Ersatz her.
Das aus den Bucheckern gewonnene Oel ist mehrere Jahre haltbar, es
wird sogar mit zunehmendem Alter besser und nicht ranzig. Das Oel war
frueher wegen seines feinen Geschmacks sehr beliebt.
Die huebschen Keimlinge, die aus den herabgefallenen Eckern
austreiben und wie winzige Halskrausen aussehen, kann man ebenfalls
essen. Sie verlieren ihren bitteren Geschmack, wenn man sie 2mal
abkocht.
Die Eckern enthalten ein fettes Oel und sind daher sehr
naehrstoffreich. Die duenne Haut, die sie umgibt, enthaelt die
Substanz Fagin, die bei uebermaessigem Genuss von rohen Eckern
Kopfschmerzen und andere Beschwerden hervorrufen kassn. Man braucht
diue Eckern aber nur zu roesten, um sie von diesem Stoff zu befreien.
Die Rotbuche kann evt. mit der Hain- oder Hagebuche (Carpinus betulus)
verwechselt werden, deren Blaetter sind allerdings gezaehnt und nicht
bewimpert. Eine Verwechslung waere ungefehrlilch, die Blaetter der
Hainbuche schmecken aber aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts bitter.
*Franke, Nutzpflanzenkunde:
Buchen bluehen und fruchten nicht alljaehrlich reichlich, sondern nur
in Abstaenden von 5-10 Jahren, in den sogenannten Mastjahren. Daher
werden sie meist nur in Notzeiten geerntet.