Eilen Sie der nachfolgenden Meute ein wenig voraus und raffen an der
naechsten Imbissbude einen ganzen gebratenen Hahn an sich. Zu Hause ziehen
Sie ihm rasch die verwuerzte Haut vom Leib. (Vernaschen Sie sie selbst,
notfalls mit schlechtem Gewissen.) Ein Haehnchen hat zwar zwei saftige
Schenkel, aber meist eine trockene Brust. Wenn man das Fleisch jedoch
zerpflueckt, kann man es rasch in einen sehr passablen, ziemlich asiatischen
warmen Gefluegelsalat verwandeln.
Im Topf die duennen Zwiebelringe in Oel anbraten, einen geraspelten Knubbel
Ingwer hineinwerfen. Nun schicken Sie 3 Loeffel Erdnussbutter (oder aller
was noch im Glas ist) nach, etwas Wasser, dann Zitrone, Chilibroesel oder
Cayennepfeffer, eventuell Zucker; jedenfalls wird kraeftig süss-scharf
abgeschmeckt.
Jetzt backen Sie Kroepoek. Das sind die kleinen harten Teile aus
Garnelenextrakt, die man vom indonesischen Restaurant her kennt und die es
inzwischen in der asiatischen Ecke im Supermarkt gibt. Fritiert werden sie
gross wie Schuhsohlen. Dafuer giessen Sie 1cm hoch Oel in eine Pfanne,
erhitzen es stark, werfen immer nur ein Stueck Kroepoek hinein und loeffeln
es mit der Schaumkelle gleich wieder heraus, sobald es sich in der Pfanne
ausgebreitet hat; es darf nicht braeunen, sondern muss ganz weiss bleiben.
Dann zerbrechen Sie die fertigen Sohlen und legen Stuecke davon auf den
Teller. Darauf kommt das Haehnchenfleisch und ueber alles die warme Sauce:
Vor Ihnen steht ein knuspriges und exotisches Gericht.
Statt Kroepoek koennen Sie auch Glasnudel fritieren, aber nur, weil sie
schoen aussehen und Biss haben, denn sie schmecken nach nichts. Schneiden
Sie sie mit der Schere in streichholzlange Stuecke, greifen Sie davon mit
allen Fingerspitzen einer Hand je ein Haeufchen und werfen es in das heisse
Oel. Aber Achtung! Man ziehe Hand und Koerper sofort zurueck, denn in einer
Sekunde explodiert das Zeug krachend zu entzueckenden, sproeden Nestern, die
man sofort mit der Schaumkelle aus dem Oel holt und auf den Tellern
verteilt. Darauf oder daran wird das Fleisch mit der Sauce angerichtet.
:Quelle : Krahl Gisela, Das Schlampenkochbuch, ISBN 3 8052 0592 9
:Erfasser : Hein Ruehle