Stilecht: Currywurst wird mit einem kleinen Plastikpicker gegessen...
Indisches Gewuerz, amerikanischer Ketchup und deutsche Wurst machen
die Currywurst zur deutschen Leibspeise...
In Berlin weiss man: Currywurst macht gluecklich. Hier, in der
deutschen Hauptstadt, ist diese Kalorienbombe zu Hause. Niemand weiss
genau, wer sie wo und wann erfunden hat.
Sicher ist nur, dass die Berliner Imbissbudenbesitzerin Hertha Heuwer
die Bruehwurst mit Gewuerzsauce auf Tomatenbasis am 4. September 1949
patentieren liess. Vermutlich entstand die abenteuerliche Mischung aus
amerikanischem Ketchup, indischem Curry und deutscher Wurst, weil der
Schwarzmarkt nach dem Krieg die Zutaten gerade bereithielt.
Eigentlich ist "Currywurst die falsche Bezeichnung fuer diesen
Klassiker. Denn Curry, die indische, scharfe Gewuerzmischung, spielt
dabei keine grosse Rolle. Eine richtige Currywurst ist nicht scharf,
sondern schmeckt wegen der Sauce fruchtig-mild. Grundlage der Sauce
ist Tomatenketchup, das mit einem Drittel Wasser verduennt und dann
mit Essig und Pfeffer abgeschmeckt wird.
Eine feinkoernige Dampfwurst - vergleichbar mit einer langen Cervelat
oder einem Basler "Aussteller" - oder eine feine Kalbsbratwurst
werden knusprig angebraten und in dicke Raedchen geschnitten. Einige
kraeftige Prisen aus dem Currystreuer geben den Namen. Dann wird mit
Sauce begossen, und zwar nicht zu knapp. Wer das barbarisch findet,
kann Ketchup mit gemahlenen Senfkoernern und einer Prise Zucker
verfeinern. Das ist allerdings untypisch.
In Berlin sieht man auch Damen im Pelzmantel oder schnittige
Handytraeger mit Aktenkoffer genussvoll eine "Curry" essen -
natuerlich im Stehen und nur mit einem kleinen Plastikpicker als
Gabel.
Die klassische Beilage zur Currywurst sind "Pommes rot-weiss", Pommes
frites mit zusaetzlichem Ketchup und Mayonnaise. Das klingt nicht sehr
verlockend. Trotzdem sollte man sich nicht davon abhalten lassen, die
Currywurst zu kosten. Wer es wagt, erlebt eine Ueberraschung: Sie
schmeckt wunderbar.