Merke dir aber, dass dieser eingemachte Ingwer einen Nachteil und
einen Vorteil hat und wenn man alles recht zusammenzaehlt, findet
sich, dass man den Nachteil aufwiegt, indem der Ingwer seine
Schaerfe, welche stark wie bei einem Gewuerz ist, durch das Sieden in
der Lauge verliert. Denn wenn er so eingemacht wuerde, so wuerde er
scharf und stark, dass ihn kein Mensch geniessen oder versuchen
koennte, auf welche Weise er auch immer gemacht waere. Die Lauge wird
auch aus keinem anderen Grund gebraucht, als ihm die Schaerfe zu
nehmen und an sich zu ziehen und darin besteht der Verlust, denn wer
ihn nur so geniessen wollte, dem wuerde Feuer in den Hals kommen.
Der Gewinn aber ist dieser: Es ist eine kleine Spezerei, welche
schwer und gewichtig ist, denn sie quillt im Honig auf und eine
eingemachte Ingwerwurzel oder -zehe, die sonst nicht schwerer als
anderthalb Quentchen ist, wiegt so gut als zwei Lot.
Soviel aber die Kraft und Wirkung des gruenen Ingwer anbelangt, dient
er vornehmlich fuer die Weiber, die wegen Unterleibserkaeltung keine
Kinder bekommen, desgleichen bei verkuehlten Maegen und bei alten
Leuten, bei denen die natuerliche Hitze schier erloschen ist. Aber
viel mehr nuetzt er denen, die zum Werk der Liebe untuechtig und zu
schwach sind, die moegen ihn gebrauchen. Wenn man ihn in einen guten
Sirup von Zucker legt, wird er um so lieblicher im Geschmack, aber
eben nicht so hitzig.
* Quelle: Die Elixiere des Nostradamus
Rowohlt, August 1994 ISBN 3-499-13608-2
Erfasst: Ulli Fetzer