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Vom Einlegen und Einmachen der Fruechte fuer den Winterbedarf.
Zu den dankbarsten Arbeiten eines geordneten Hauswesens gehoert in
erster Linie das Einsetzen und die Aufbewahrung von Obst und anderen
Fruechten, damit waehrend des ganzen Jahres eine angenehme und
billige Zugabe zu den Mahlzeiten vorhanden ist. Wer den rechten Sinn
fuer Haeuslichkeit hat, der laesst es sich nicht ausstreiten, dass
die im eigenen Hause hergestellten Konserven sehr gut schmecken und
sehr billig sind. Eine rechte Hausfrau unterzieht sich gern der
Muehe, groessere Vorraete herzustellen und ihre geeignete
Aufbewahrung zu ueberwachen; sie weiss, dass sich nicht nur Pfennige,
sondern ganz erkleckliche Suemmchen auf solche Weise sparen lassen,
von der Befriedigung, die darin liegt, auf der eignen Haende Arbeit
blicken zu koennen, soll hierbei noch gar nicht einmal die Rede sein.
Freilich wird die Freude an der eignen Arbeit manchmal bitter
vergaellt, wenn man die erforderliche Sorgfalt hat mangeln lassen und
infolgedessen durch das Verderben einzelner Buechsen sich Schaeden
zeigen, die ausserhalb der sorglich angestellten Berechnung liegen.
Wenn auch in erster Linie peinliche Sauberkeit in der Zubereitung,
strengste Sorgfalt in der Auswahl der Fruechte erforderlich sind, um
das Verderben zu verhueten, so giebt es doch andrerseits auch
aeusserliche Hilfsmittel, durch welche man den Schaden der wuchernden
Schimmelpilze abwenden kann.
Man hat hierzu in letzter Zeit hauptsaechlich die luftdichte
Verpackung empfohlen, indem man spekulierte, dass zur Existenz jener
kleinen Lebewesen, welche die Zersetzung der organischen Substanz
herbeifuehren sollen, die atmosphaerische Luft abgeschlossen werden
muss. Die Patentverschluesse sind meist so teuer und so wenig
haltbar, dass sie sich bisher in den meisten Haushaltungen nicht
einzubuergern vermochten. Ein sicheres Mittel gegen das Verderben der
Speisen haben wir nur in den Salzen, und wenn sich auch das
gewoehnliche Kochsalz, welches z.B. bei Fleisch und Fischen ganz
vorzuegliche Dienste leistet, nicht in allen Faellen eignet, so sind
doch auch fuer eingemachte Fruechte gewisse Zusaetze als bestes
Verhuetungsmittel gegen das Verderben zu empfehlen. So wird in neurer
Zeit Dr. Oetker's Salicyl mit bestem Erfolg angewendet, weil es den
Geschmack der Fruechte nicht nur nicht beeintraechtigt, sondern ihn
lange Zeit sogar frisch und kraeftig erhaelt. Seine Verwendung ist
einfach und sauber und sein Preis billig. Dieses Salicyl enthaelt
reinste Salicylsaeure, und ein Paeckchen a 10 Pfg. genuegt, um 10
Pfd. eingemachte Fruechte gegen Schimmel zu schuetzen.
Die Hausfrau, welche dieses Praeparat einmal kennen gelernt hat, wird
es stets ihren einzumachenden Fruechten zusetzen und braucht sich
ueber verschimmelte Kompotts nie mehr zu aergern.
Im Interesse einer ausgedehnten Verwendung ist der Preis billigst
gestellt.
*Anwendung.*
Man kocht die Fruechte mit dem Zucker wie bisher, nimmt sie vom Feuer,
laesst den Inhalt des Paeckchens nunter Umruehren in den 10 Pfd.
Fruechten auf, giebt sie in die sauberen Glaeser oder Toepfe und
laesst erkalten.
Nach dem Abkuehlen legt man ein Stueck reines Papier auf die Fruechte,
befeuchtet mit etwas Rum oder Arrac und streut etwas Salicyl darauf.
Jetzt ueberbindet man mit einfachem oder mit Pergamentpapier, und die
Fruechte halten sich vorzueglich und bewahren ihren reinen Geschmack.
Will man Fruechte, zum Beispiel Gurken, in Essig oder Salzwasser
einlegen, so loest man in 5 Liter gutem Einmache-Essig ein Paeckchen
Salicyl und hat dann 5 Liter Salicyl-Essig, in welchem Gurken,
Zwiebeln etc. niemals verderben oder auch nur anlaufen, sondern sich
sehr gut halten.
Wenn sich die Essigfruechthe und Gemuese lange Zeit halten sollen, so
giesst man den Essig _kalt_ darueber, Sollen die Gemuese schnell
genussfaehig werden, so giesst man den Essig _heiss_ ueber die Gemuese
oder Fruechte.
Nimmt man etwas mehr Salicyl, so schadet das auch nichts, weil Dr.
Oetker's Salicyl keinerlei schaedliche Substanzen enthaelt.
Zu welchen Fruechten, Gemuesen und Konserven kann man Dr. Oetker's
Salicyl verwenden? Zu Amarellen; Ananas-Gelee und Marmelade;
Apfel-Gelee; Apfelmarmelade und Kraut, Apfelsinen; Aprikosen;
Artischocken; Birnen in Essig; Birnen mit Zucker; Bohnen in
Salzwasser; Brombeerensaft; Bruenellen; Kornelkirschen;
Dreifruchtmarmelade; Dunstfruechte; Erdbeeren in Glaesern; Gurken als
Essig-Gurken; Gurken in Salz; Gurken als Senfgurken;
Hagebuttenmarmelade; Heidelbeeren in Flaschen; Himbeergelee;
Himbeersaft; Johannisbeergelee; Johannisbeersaft; Kapern; Kirschen in
Essig; Kirschen in Zucker; Kirschensaft; Kirschen im eigenen Safte;
Kraut als Sauerkraut; Kuerbis; Marmeladen; Maulbeeren; Mirabellen in
Dunst oder in Essig; Mixedpickles; Nuesse; Orangen; Perlzwiebeln;
Pfirsiche; Pflaumen in Dunst oder in Essig oder in Zucker;
Pflaumenmus; Pomeranzen; Preisselbeeren; Quitten, Reineklauden; Rote
Rueben; Stachelbeeren; Tuttifrutti-Eingemachtes; Weinbeeren; Zwiebeln.
Quelle: Dr. A. Oetker's Grundlehren der Kochkunst sowie preisgekroente
: Recepte fuer Haus und Kueche von 1895 (Nachdruck)