Info, Kaffee
Wie bereitet man einen _guten_ Kaffee?
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Zu den edelsten Himmelsgaben gehoert der braune Trank des Suedens, der
Kaffee, der ueberall, wo er bekannt wurde, trotz aller Verbote und
Verdaechtigungen, sich schnell zum eigentlichen Hausgetraenk
einbuergerte. Das liebliche Aroma dieser Bohnen mit seinen
wohlthuenden Wirkungen auf Verdauungsorgane und Nervensystem erfuellt
alle Voraussetzungen eines Genussmittels fuer den taeglichen
Gebrauch, es macht den Kopf klar und die Augen hell.
Guter Kaffee ist eine Delikatesse, die ihres gleichen sucht. Aber wie
vom Erhabenen zum Laecherlichen nur ein Schritt ist, so beruehren
sich auch die Gegensaetze in der Kunst des Kaffeekochens und leider
giebt es da so viele Hausfrauen, die ihr nach alter Schablone
hergestelltes Getraenk, fuer welches der Volksmund eine ganze Reihe
lieblicher Kosenamen erfunden hat, noch uebers Bohnenlied
herausstreichen. Ueber den Geschmack laesst sich natuerlich nicht
streiten, wenn aber, wie es so manchmal geschieht, die fehlenden
Vorzuege eines recht duennen Getraenkes darin gefunden werden sollen,
dass starker Kaffee fuer Gesunde nervenschaedlich sei, so ist das auf
alle Faelle eine sehr kuehne Behauptung, welche lebhaft an die
schoene Fabel vom Fuchs und den sauren Trauben erinnert.
Gerade diejenigen Stoffe, welche dem Kaffee seinen Wert geben, gehen
bei der ueblichen Weise seiner Bereitung haeufig verloren; wenn die
gemahlenen Bohnen in das siedende Wasser geschuettet werden, dann
entwickelt sich schnell ein starkes, durch drei bis vier Zimmer
dringendes Aroma - aber wie selten kommt doch eine Hausfrau auf den
naheliegenden Gedanken, dass die Wuerze, welche in die Luft
entweicht, dem fertigen Getraenk entzogen werden muss! Was nuetzt es
dann, den faden Geschmack des Letzteren durch allerhand Zusatzmittel
zu verbessern? Der Kenner findet die Taeuschung nur zu leicht heraus,
denn man kann den Kaffee auf solche Weise wohl bitter und schwarz,
niemals aber wohlschmeckend machen.
Etwas besser schon ist das Aufgussverfahren, bei welchem die Bohnen im
Trichter mit heissem Wasser uebergossen werden. Der auf diese Art
gewonnene Kaffee ist zwar ziemlich gut, denn wenn das durchfliessende
Wasser auch einen Teil der Bestandteile auszieht, so bleibt doch stets
noch ein Teil in den Bohnen zurueck. Sucht man diesen Uebelstand durch
besonders feines Mahlen der Bohnen zu beseitigen, so erhaelt man ein
truebes oder graues Getraenk, welches sich schon durch seine aeussere
Erscheinung nicht recht empfiehlt.
Die Haupterfordernisse zur Bereitung eines tadellosen Kaffees sind
reinschmeckende Bohnen und richtige zweckentsprechende Beschaffenheit
des Wassers, denn dasselbe muss im Stande sein, die wirksamen Stoffe
den Bohnen zu entziehen und sie vollstaendig zu binden. Man giebt dem
Wasser diese Eigenschaft durch einen billigen Zusatz, genannt Dr.
Oetker's Kochpulver. Dieses weisse Pulver ist eine Mischung von
Substanzen, welche sich vorzueglich bewaehrt haben. Erst hierdurch
gelingt ess, den Kaffee zu dem zu machen, was er sein solll, zu einem
kraeftigen, wuerzigen, von allen unangenehmen Wirkungen freies
Hausgetraenk.
Man verfahre folgendermassen:
Den frisch gemahlenen Kaffee z.B. 3 Lot (nach der alten Methode
gemessen) giebt man auf den Trichter, fuellt einen Loeffel mit
kochend heissem sprudelndem Wasser, giebt in den Loeffel eine
Messerspitze voll Dr. Oetker's Kochpulver und giesst diese Loesung
ueber die gemahlenen Bohnen.
Nach einigen Minuten giebt man das uebrige, immer im Kochen erhaltene
Wasser auf den Kaffee und erhaelt ein Getraenk, wie es vorzueglicher
nicht hergestellt werden kann, und wird der Kaffee den Beifall eines
jeden Kenners finden.
Wie kommt das denn, wird manche Hausfrau fragen, dass ein weisses
Pulver dem Kaffee eine viel dunklere Farbe und einen volleren
Geschmack verleihen kann?
Wenn Kaffeebohnen geroestet werden, so entwickelt sich aus den Bohnen
und in den Zellen ein Oel, welches die volle Einwirkung des
gewoehnlichen Wassers verhindert. Das Wasser kann nicht in die Zellen
eindringen, kann also aus den Zellen auch nichts aufnehmen. Dr.
Oetker's Kochpulver giebt dem Wasser nun die Eigenschaft, die
abstossenden Eigenschaften des Kaffeeoels zu ueberwinden. Der Kaffee
wird also dunkler infolge seines hoeheren Gehaltes an Extrakt. Der
Geschmack dieses Kaffees ist voller, runder wie man zu sagen pflegt,
weil ein solcher Kaffee die Geschmacksnerven in angenehmer Weise
beeinflusst.
Ein guter Kaffee wirkt anreizend und belebend auf das Nervensystem;
wer hungrig ist und Kaffee trinkt, merkt den Hunger nicht so sehr,
aber gestillt wird der Hunger durch Kaffee niemals. Der anregende
Bestandteil ist das Caffein.
Quelle: Dr. A. Oetker's Grundlehren der Kochkunst sowie preisgekroente
: Recepte fuer Haus und Kueche von 1895 (Nachdruck)
erfasst: Sabine Becker, 14. April 1997
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